7. Dezember 2017
Präsident Trumps Anerkennung von Jerusalem als der Hauptstadt Israels stellt nicht nur 70 Jahre amerikanische Politik auf den Kopf. Sie unterstreicht vielmehr, wie weit die Juden noch immer von internationaler Anerkennung entfernt sind und zwar mindestens so sehr aus ihrer eigenen Sicht als aus der anderer. Sie zeigt, dass dieser Mangel an Akzeptanz nach wie vor etwas Grundlegendes in der Betrachtungsweise der Welt in Hinblick auf die Juden ist.
In den vergangenen 30 Jahren ist ein wütender Streit zwischen Archäologen darüber entbrannt, inwieweit die biblischen Erzählungen der historischen Wahrheit entsprechen. Allmählich bildete sich jedoch ein breiter Konsens dahingehend, dass König David tatsächliche eine historische Persönlichkeit war, die vor 3.000 Jahren in Jerusalem lebte; strittig ist allerdings nach wie vor die Frage, ob sein Jerusalem ein kleines, unbedeutendes Dorf oder etwas viel Grösseres war. Einige Historiker vertreten die Ansicht, dass die Juden sich zu einer echten Nation mit einer eigenen Kultur entwickelten, als ihre Elite nach Babylon verbannt wurde, wo sie erstmals die biblischen Erzählungen sammelten, zusammenstellten und bearbeiteten: Dies wären die Menschen, die – [entsprechend der Bibelstelle in Psalm 137, 1] „An den Strömen Babels sassen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten“ – Zion als einen der Namen für Jerusalem beanspruchten. Das Neue Testament ergibt keinen Sinn, wenn man nicht akzeptiert, dass Jesus in Jerusalem, der Hauptstadt der Juden, predigte und starb. Im 2. Jahrhundert verwüstete Hadrian Jerusalem und baute exakt an dessen Stelle eine römische Stadt auf, weil er davon ausging, dies würde den lästigen Juden ein Ende bereiten.
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