Deutsche Israelische Gesellschaft AG Mittelbaden warnt vor antiisraelischer Tendenzveranstaltung in Karlsruhe – Fragwürdige Podiumsdiskussion mit Dr. Shir Hever
PRESSEMITTEILUNG
Karlsruhe, 14. Juli 2025
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Mittelbaden zeigt sich zutiefst besorgt über eine öffentliche Podiumsdiskussion, die am Dienstag, den 22. Juli 2025 im Restaurant Akropolis in Karlsruhe stattfinden soll. Veranstalter ist die am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) angesiedelte Gruppe IEAT (Initiative for Ethical Academic Ties) in Kooperation mit der SDS Hochschulgruppe Karlsruhe (SozialistischDemokratischer Studierendenverband). Das Thema der Veranstaltung lautet:
„Nahost-Konflikt und Völkerrecht – Die Verantwortung deutscher Universitäten“
Akademische Beziehungen im Spannungsfeld zwischen Völkerrecht und Wissenschaftsfreiheit
Laut Ankündigung sollen die Referent*innen – darunter Dr. Shir Hever, Rana Issazadeh, Prof. Ulrich Duchrow und Ingo Laubenthal (IEAT) – über die Rolle deutscher Universitäten im Nahostkonflikt diskutieren. Tatsächlich wirft die Einladung jedoch erhebliche Fragen hinsichtlich wissenschaftlicher Neutralität und politischer Agenda auf.
Einseitige Besetzung, einseitiges Narrativ
Die DIG Mittelbaden kritisiert die Veranstaltung als tendenziös und politisch unausgewogen. Insbesondere der angekündigte Hauptredner Dr. Shir Hever ist ein international bekannter Aktivist, der enge Verbindungen zur globalen BDS-Kampagne (Boycott, Divestment and Sanctions) unterhält – einer Bewegung, die wirtschaftliche, kulturelle und akademische Boykotte gegen Israel propagiert und damit auch eine Delegitimierung des jüdischen Staates betreibt.
Hever tritt regelmäßig auf Konferenzen auf, in denen Israel einseitig als „Apartheidstaat“ diffamiert wird, während palästinensische Menschenrechtsverletzungen systematisch ausgeblendet werden. Solche Positionen stehen nicht nur im klaren Widerspruch zu demokratischen Werten und dem Völkerrecht, sondern sie gefährden auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die freie akademische Debatte in Deutschland.
Erst kürzlich wurde BDS Berlin vom Berliner Verfassungsschutz als verfassungsfeindliche Bestrebung eingestuft. Laut Berliner Senat beruht diese Einstufung auf der „verfassungsfeindlichen, das Existenzrecht Israels negierenden
Ideologie der BDS-Kampagne sowie deren zentraler Rolle innerhalb der anti-israelischen Szene Berlins“. Anhänger verbreiteten „israelfeindliche Propaganda, mobilisieren für anti-israelische Aktionen und sind integraler Bestandteil des verfassungsschutzrelevanten Veranstaltungsgeschehens“ (VS-Bericht 2024, Pressemitteilung vom 20. Mai 2025). Auch der Deutsche Bundestag hat bereits 2019 in einer fraktionsübergreifenden Resolution (BT-Drs. 19/10191) die BDS-Bewegung als antisemitisch bewertet und gefordert, „Organisationen, die das Existenzrecht Israels in Frage stellen oder BDS-Ziele aktiv verfolgen, weder finanziell zu fördern noch ihnen öffentliche Räume zur Verfügung zu stellen“.
Auch Mitredner*innen mit einseitigen Positionen
Neben Hever sind weitere Redner*innen angekündigt, die sich seit Jahren ebenfalls kritisch zu Israel äußern oder ein ideologisch geprägtes Weltbild vertreten:
- Prof. Dr. Ulrich Duchrow, emeritierter evangelischer Theologe, ist bekannt für globalisierungskritische und antikapitalistische Positionen, oft verknüpft mit harscher Kritik am westlichen Umgang mit dem Nahostkonflikt. In der Vergangenheit hat er sich wiederholt für kirchliche Boykotte gegen Israel ausgesprochen und wird dem Spektrum der sog. „Israelkritik von links“ zugeordnet.
- Rana Issazadeh, Aktivistin und Moderatorin, war an verschiedenen antikolonialen und propalästinensischen Veranstaltungsreihen beteiligt, in denen eine klare Parteinahme gegen den Staat Israel sichtbar wurde. In ihren bisherigen öffentlichen Auftritten trat sie vor allem als Stimme einer aktivistischen Zivilgesellschaft in Erscheinung.
- Ingo Laubenthal, Vertreter der veranstaltenden Initiative IEAT, ist als Organisator der Diskussion und Sprecher der Initiative bekannt. IEAT kritisiert insbesondere wissenschaftliche Kooperationen mit israelischen Hochschulen, wobei der Ton der Initiative in vielen Stellungnahmen deutlich parteiisch wirkt und kaum Raum für pro-israelische Perspektiven lässt.
Problematische Rolle der Veranstalter
Die Veranstaltung wird von IEAT (Initiative for Ethical Academic Ties) organisiert – einer am KIT gegründeten Gruppierung, die sich gegen bestimmte internationale Hochschulkooperationen ausspricht. Dabei steht vor allem die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit israelischen Partnerinstitutionen im Fokus der Kritik.
Auch die SDS Hochschulgruppe Karlsruhe, Mitveranstalterin des Abends, ist in der Vergangenheit durch israelkritische Kampagnen aufgefallen, die häufig ein einseitiges, historisch verzerrtes Bild des Nahostkonflikts zeichnen und Raum für antisemitische Narrative bieten.
Die Diskussion am 22. Juli 2025 erweckt daher weniger den Eindruck eines offenen wissenschaftlichen Austauschs, sondern vielmehr den einer aktivistischen Plattform zur Delegitimierung Israels unter dem Deckmantel völkerrechtlicher Fragestellungen.
Wissenschaftsfreiheit versus Verantwortung
Die DIG Mittelbaden stellt klar: Die Wissenschaftsfreiheit ist ein hohes Gut. Doch sie verpflichtet auch zu wissenschaftlicher Integrität, Ausgewogenheit und Verantwortung. Wer unter Berufung auf diese Freiheit dazu aufruft, Israel zu isolieren, verkennt nicht nur die Komplexität des Nahostkonflikts, sondern trägt zur Spaltung und zur Normalisierung antiisraelischer Ressentiments an Hochschulen bei.
Insbesondere in Deutschland, wo die Erinnerung an die Shoah und die besondere Verantwortung gegenüber dem jüdischen Leben in aller Klarheit fortbestehen, darf es keinen Raum für Aktivitäten geben, die antisemitische Stereotype bedienen oder akademische Brücken zu Israel zerstören wollen.
Forderung nach klarer Abgrenzung durch das KIT
Die DIG Mittelbaden fordert das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und seine Gremien eindringlich auf, sich klar und öffentlich von dieser Veranstaltung und ihrer einseitigen inhaltlichen Ausrichtung zu distanzieren. Auch wenn IEAT als unabhängige Initiative agiert, trägt das KIT Verantwortung dafür, in welchem Rahmen und unter welchem institutionellen Schutzraum solche Veranstaltungen stattfinden.
Eine offene Debatte über den Nahostkonflikt ist nötig – aber nur dann konstruktiv, wenn sie auf Pluriperspektivität, Sachlichkeit und historischer Verantwortung beruht. Einseitige Tribunale helfen nicht weiter – sie schaden dem wissenschaftlichen Diskurs und dem interkulturellen Miteinander an den Hochschulen.